Mittwoch, 19. Oktober 2016

1 Woche Praktikum in der Bäckerei Pfeifle in Freiburg



Meine Faszination für reine Sauerteigbrote hat mich vergangene Woche zu Michael Schulze in die Backstube der Bäckerei Pfeifle geführt. Eine Woche lang wollte ich einen Einblick in eine Backstube gewinnen, erfahren welche Prozesse ablaufen und wie sich Sauerteige und Teige anfühlen und riechen sollten, was es heißt mitten in der Nacht zu arbeiten und welche Menschen hinter handwerklich hergestelltem Brot stehen.  

 

 

Meine Erwartungen wurden um Längen übertroffen. Eher ein wenig verängstigt, was mich erwarten würde, wurde ich mit einer Warmherzigkeit, und Freundlichkeit von allen im Team aufgenommen. Dafür möchte ich Euch allen Danken!
Diese bunte Mischung aus Menschen verschiedenster Nationen, welche täglich alle zusammen an einem Tisch stehen und gemeinsam leckerstes Brot und Brötchen produzieren und dabei ihre verschiedensten Charaktere zum Ausdruck bringen, das war einfach wunderbar zu erleben..

Ich startete jede Nacht um 3 Uhr, doch da war alles schon längst im Gange.. Für alle, die keine Vorstellung haben, unter der Woche beginnt die erste Schicht um 00.30 Uhr, Freitags ud Samstags sgar bereits um 23 Uhr! Und ab 3 Uhr kommen stündlich mehr Mitarbeiter hinzu... So wuselten gleichzeitig bis zu 20 Personen auf kleinem Raum in teilweise schwindelerregender Schnelligkeit, wobei jeder Handgriff saß und das Team perfekt miteinander harmonierte.  Alle Abläufe liefen trotz enormer Schnelligkeit absolut ruhig und professionell ab.






Warum sollte man ein Brot Brötchen und Backwaren bei einem Handwerksbäcker kaufen?

Mich hat diese Woche in der Backstube gelehrt, dass ich denke der Mensch sollte in der Zukunft nicht alleine an einer Maschine stehen, welche nicht mit ihm kommuniziert, komplexer Aufgaben für Ihn übernimmt und eigene Fähigkeiten verkümmern lässt. Wenn wir zusammen an einem Tisch stehen und zu 5 Personen aus 3 verschiedenen Nationen Brötchen herstellen entsteht eine gemeinschaftliche Dynamik, eine Konversation und jeder findet ein offenes Ohr, wenn einem selbst etwas auf dem Herzen liegt. Steht der Mensch alleine an einer Maschine verwahrlost er sozial. Ist es nicht ein Gewinn zu lernen sich in einer Gruppe einzuordnen, in der auf alle geachtet wird und gemeinsam an etwas zu arbeiten?

Qualität
Herr Schulze legt höchsten Wert auf die Qualität der Mehle und wird von einer regionalen Gereidemühle beliefert, deren Vertragsbauern versichern keinerlei Spritzmittel zu verwenden und auch versuchen die Stickstoffgaben auf ihren Äckern möglichst gering zu halten, um für Ihre Kunden, die Bäcker aus der Region, qualitativ hochwertigste Mehle produzieren zu können.

Tägliche Kontrollen jeder einzelnen Brot und Gebäcksorten auf Geschmack, Geruch und Aussehen sind für Herrn Schulze ein absolutes Muss und er gibt diesen höchsten Verantwortungsgedanken auch immer wieder an seine Mitarbeiter weiter, somit wissen immer alle in der Backstube welchem Standard das vorliegende Produkt entsprechen soll. 

Besonders faszinierte mich, einzig und allein, weil eine führende Person, wie Herr Schulze, höchsten Anspruch und Qualität erzeugen möchte, dabei immer höchsten Anspruch an Sich selbst legt und es schafft einem Team aus mehr als 20 Personen diesen Gedanken so nahe wie möglich zu legen, dass alle an einem Strang ziehen, werden einzigartige Produkte geschaffen, nur durch Menschenhand.
Und das Schmeckt man auch!!! Alle Produkte sind, sei es das Baguette, die Flûte, das reine Weizensauerteigbrot Michel, die Miche oder das Oberlindenbrot, eine geschmackliche Wucht. 






Diese Produkte sagten mir, ich komme wieder und das, ist doch letztlich das, was einen Betrieb am Leben erhält! Wenn der Kunde wieder kommt und wieder und wieder, weil das Produkt mit Nichts weit und breit zu vergleichen ist, verdient dieser Betrieb Geld! Dieser Betrieb ist in der Lage seine Angestellten fair zu entlohnen, für eine harte Arbeit. 
Ich bin Studentin und verdiene wenig Geld aber ich versuche gute Produkte zu finden und damit die Menschen die dahinter stehen zu unterstützen, dass sie weiterhin dieses tolle Produkt handwerklich herstellen können.

Ich möchte sagen, es liegt immer an einem selbst, was man essen möchte und wofür es einem Wert ist sein Geld auszugeben. Doch wenn wir alle keinen Wert mehr auf gute Lebensmittel und deren aufwendigere aber auch soziale Produktion Wert legen und dafür kein Geld ausgeben möchten, manövrieren wir uns in eine Gesellschaftsform, die an Vielfalt und Qualität verarmt.

In diesem Sinne möchte ich eine gute Freundin zitieren und ihre Art und Weise Lebensmittel zu kaufen nahe legen, trotz studentischem Status. "Ich gehe auf den Markt oder in den Bioladen und versuche immer das teuerste Produkt, sei es Milch, Brot, Honig, oder Käse zu kaufen. Wenn wir alle so denken würden, würde es vielen Produzenten mit einem Anspruch an Qualität und Geschmack besser gehen. Sie verzichtet dafür jedoch auch auf vieles Andere...


Handwerk bedeutet Fleiß, bedeutet körperliche Arbeit, diese mag vielleicht die jüngere Generation gerne meiden, aber es bedeutet auch, ich kann in meinem Bereich immer besser werden, meine Ansprüche an das  Produkt wie beispielsweise Brot immer höher setzen und ich kann in einer,  tollen Gemeinschaft menschlich und sozial agieren.
Wenn diese Gemeinschaft  tolle Produkte herstellt wird der Kunde wiederkommen und den Fleiß entlohnen. Das beste Beispiel dafür ist die Bäckerei Pfeifle.

Nach dieser Woche standen mir fast ein paar Tränen in den Augen, denn das Team war mir schon ans Herz gewachsen.. Julietta eine ganz liebevolle Seele verabschiedete mich mit überschwänglichem Dank, dabei möchte ich an dieser Stelle Ihr und auch allen Anderen danken, für Ihre offene und freundliche Art, mich in Ihr Team aufzunehmen..
Tausend Dank für diese einmalige Gelegenheit, Michael!  













Freiburg ist eine wunderschöne Stadt mit einem beeindruckenden Wochenmarkt am Freiburger Münster. Ich kann nur jedem einen Abstecher in diese schöne Stadt empfehlen und wenn dann noch Zeit ist, eine Wanderung  in den wunderschönen Wald direkt vor den Toren von Freiburg, wie einen Aufstieg auf dem Kypfelsen, macht den Aufenthalt aus meiner Sicht perfekt! :) Am Besten mit einem Butterbrot mit einem Brot der Bäckerei Pfeifle ;)  











11 Kommentare:

  1. So gerne gelesen - und du hast so gute Worte gefunden!
    Aber hey, wer sollte dich mit deiner zauberhaften Ausstrahlung auch nicht mit offenen Armen aufnehmen (wenn nicht: RENN! ;) - wobei die Bäckerei Pfeifle ebenfalls mit einer echten Charme-Offensive aufwartet. Ich weiß also, was zu tun ist, wenn ich in Bälde über den Münstermarkt laufe!

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    1. Liebe Micha, vielen Dank für deine lieben Worte!! Ich werd schon ganz rot!!! Bin gespannt was du zu den Broten sagst :-) Ganz liebe Grüße

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  2. Hach! Hach, hach, hach! Diese Bilder – Deine Worte! Ich meine fast, die splitternde Kruste der Flûtes hören, ihre Knusprigkeit schmecken zu können. Hab' so viel Dank fürs Mitnehmen! Ich weiß, wohin ich beim nächsten Besuch in FB muss...!

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    1. Danke Danke Danke liebes Milchmädchen! WIe ist eigentlich dein richtiger Name? Ich konnte leider auf deinem Blog keinen Namen finden... Ganz liebe Grüße und ich freue mich sehr, dass dir der kleine Bericht gefällt :)

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    2. ...dabei ist DEIN Name viel schwerer zu finden! Meiner – Charlotte – steht artig im Impressum... ;)

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  3. Sooo toll, dass du da ein Praktikum gemacht hast! Ich liebe die Brote von Pfeifle, das Oberlindenbrot ist mein Liebling. Wenn's dich wieder mal nach Freiburg verschlägt, kann ich dir aber auch die Brote und vor allem die Croissants, Seelen und Laugenknoten vom Bühler empfehlen, die sind auch wunderbar toll und grade das Laugengebäck finde ich vom Bühler besser als von Pfeifle.

    Was ich beim Michel nur immer ein bisschen schade finde, ist die SEHR dunkle Kruste. Die schneide ich meistens weg, weil sie einfach leicht verbrannt schmeckt. Ich frag mich, ob die dunkle Kruste einen Grund hat? Weil ausversehen kann es ja kaum sein, weil sie immer so ist.

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    1. Hey Melissa vielen Dank! Auf für deinen Tipp! :) Das mit der Kruste ist denke ich, wie DU auch schon sagst beabsichtigt.. und wie ich finde Geschmackssache :) der Eine mags so der Andere weniger :) Aber Feedback ist immer gut!! :)

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  4. Danke, ich habe deinen Beitrag mit großem Genuss gelesen, jetzt fehlt nur noch ein Stückchen frisch gebackenes Brot. ;-)

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    1. Gerne liebe Eva!! :) Ja es geht einfach nichts über firsch gebackenes Brot! :D

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  5. Was für ein schöner Bericht, und was für eine Erfahrung für einen leidenschaftlich Hobbybäcker. Endlich bin ich zum Lesen gekommen und ich habe wirklich jede Zeile genossen. Ist doch schon verrückt was man alles lernt, wenn man sich ein Stückchen aus seiner Comfortzone herauswagt (...bei mir steht so ein Praktikum auch ganz oben auf der Liste). Nicht nur handwerklich hast du sicher viel mitgenommen sondern lesbar auch viel über dich und das Leben selbst gelernt. Geh unbedingt weiter so mit offenen Armen und Augen durch die Welt liebe Julia. Und danke, dass du uns daran teilhaben lässt!

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    1. Liebe Susanna,
      ich Danke Dir für dein liebes Feedback! Es war wirklich eine schöne Erfahrung und ja es lohnt sich :-) Also los!! Ich bin auf deine Erfahrungen gespannt und freue mich Sie zu lesen! so gerne würde ich auch mit Dir einmal auf einen Kaffee oder Tee quatschen :-)

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